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*** We travel 5-Star ***

 

Nun denn, nachdem ich gestern aufhoeren musste weil Anja mal ganz dringend musste, kann ich nur sagen, das sie seit dem nicht mehr von der Keramik runtergekommen ist. Von wegen Saumagen, sau schlecht geht es Ihrem Magen. Wir werden wenigstens einen Tag laenger in Siem Reap bleiben wie geplant. So what.

Aber stehen geblieben bin ich bei unserer Ankunft hier. Wir sind jetzt 3 Tage durch die Tempel von Angkor und Umgebung gegeistert und ich kenne die Tempel nur durch das Objektiv meiner Kamera. Unglaublich schoen. Da wir immer die ersten Besucher sind haben wir die ganze Pracht, inclusive Morgenrot fuer uns alleine.
Bei soviel Schoenheit muss man sich nicht mit jedem geschichtlichen Detail aufhalten, man kann die Eindruecke einfach geniessen. Wer hier regiert hat, wusste das Leben zu geniessen und sein Volk
auszubeuten. Die Anlagen sind bis zu 1,5 x 3 Km gross und bestehen aus aeusseren Wasseranlagen, dann folgen umgebende Mauern, gefolgt von Freiflaechen mit Lotus- und Seerosenbassins. Die eigentlichen Tempelanlagen im Inneren sind auf 3-4 Ebenen aufgebaut die in drei Tannenzapfenfoermigen Tuermen enden. Die Anlage ist komplett aus Sandstein errichtet, der von Elefanten aus einem 35 Km entferten Steinbruch geholt wurde. Nach dem Aufbau wurde jeder Stein mit kunstvollen Steinmetzarbeiten versehen. Fachreliefs die sich auf 4 x 100 m an den Mauern entlangziegen und die gesamten indischen Gottheiten beschreiben. Tuer- und Fensterrahmen, Fussboeden, Decken, weitere Wasserbassins im inneren, alles komplett verziehrt mit Steinmetzarbeiten. Den koelner Dom haetten die Khmer wahrscheinlich noch im vorbeigehen aus den Abfaellen von Angkor Wat gebaut.
Alles streng geometrisch angelegt und von Ost nach West ausgerichtet, sodass man immer ein wundervolles Licht hat.

Anja sucht sich meist ein lauschiges Plaetzchen um zu lesen, Musik zu hoeren und zu entspannen, waehrend ich 12h die Tempel hoch- und runterklettere, photographiere und den verschiedenen Guides der Touristengruppen zuhoere. Die Anlagen sind komplett begehbar. Das heisst nicht das es ueberall moeglich ist das man hinklettern kann, aber es ist nie verboten. Quasi keine Absperrung und ab und an
wackelt auch einmal einer der Steinquader unter den Fuessen und man wird ploetzlich ganz vorsichtig. In Deutschland koennte man sich das ganze nur durch den Zaun ansehen, undenkbar solch eine Ruine
zu begehen.

Zwei Tempel haben es mir noch viel mehr angetan wie Angkor Wat. Bayon, ist komplett mit Buddah-Koepfen uebersaeht. Hier haben die Tannenzapfen an allen 4 Seiten je einen, bis zu 6m hohen Buddahkopf, der einen mit seinem breiten Grinsen ansieht. Unser Fahrer nennt Bayon den smeili-faces-tempol. Das zweite Highlight ist Ta Phrom. In diesem, komplett von alten, Jahrhunderte alten, Feigenbaeumen zurueckeroberten Tempel wurden schon Teile von ThombRaider und ZweiBrueder gedreht. Eine unglaubliche Kulisse. Die Baueme sind teilweise mit den Tempeln verwachsen, haben sie ueber Jahrhunderte auseinadergedrueckt um jetzt die Ruinen die entstanden sind zusammenzuhalten. Mannsdicke Wurzeln die sich Ihren Weg durch die Gebaeude gebahnt haben, fliessende Uebergaenge von Stein zu Holz und wieder zu Stein, herabgestuerzte Truemmer die schon wieder mit dem Baum verwachsen sind, Baeume die 10 Mann nicht umgreifen koennten wachsen auf den Gebaeuden und stuetzen Sie mit Ihren Wurzeln. Der Djungol-Tempol, ein absolutes mustSee.

Vor den Anlagen gibt es ueberall leckeres kombidianisches Essen, kalte Getraenke und wenn es uns zu heiss wird setzen wir uns zu unserem Fahrer ins Auto und lassen die Klimaanlage laufen. Ist der perfekte Sinnesrausch dekadent? Who cares. Wir haben uebrigens den fettesten Gelaendewagen der dort rumfaehrt bekommen und unsere Fahrer behandelt Ihn wie ein rohes Ei. Einzig die Radfahrer schaffen es nicht uns zu ueberholen. Aber nach der Hoellenfahrt hierher haben wir uns diesen Fahrer verdient. Er ist eine echte Seele, liegt den ganzen Tag im Wagen oder in der Haengematte des Imbisstandes, an den er uns faehrt, und geniesst das Leben. Klar das er dort umsonst verpflegt wird, wenn er uns abgeliefert hat. Hier hat das Leben einen ganz eigenen Takt, auf den man sich sehr leicht einpendeln kann. Einzig das er uns immer um 5:00 abholen muss duerfte sein Lebensglueck etwas trueben, da er Abends mit seinem eigenen TukTuk faehrt, und da ist er natuerlich auch immer in unserer Naehe um sichere Fahrgaeste zu
haben. Er kennt aber auch alle 5-Star-Toilets in Kambodia, was wir sehr, und Anja seit heute noch mehr, zu schaetzen wissen. Originalton auf dem heutigen Weg zum Tonle-Sap-See: "is hal houl dlive, but only tu tlee sta Toilet on way." ("Its a half hour drive, but only two 3-Star-toilets on the way").

Tonle-Sap-See ist das andere Kambodia. Menschen die auf Booten im brackigen Flusslauf und in Pfahlhuetten am Seeufer leben. Menschen die mit und von Wasser leben, das wir nicht einmal verwenden wuerden fuer die Klospuelung. In einem Fluss der in der Regenzeit um 3-4 Meter ansteigen kann. In Huetten die wir uns nicht als Brennholz aufschlichten wuerden. Alles mit einer wunderschoenen Dekoration aus Plastiktueten, Styropor, Treibholz und anderem unverrottbaren Muell in den "Vorgaerten", den Uferzonen und unter den Pfahlhuetten. Dazwischen Kinder die im Wasser plantschen, Maenner die sich mit einer Blechschuessel als Dusche das Wasser ueberschuetten und Frauen die
Ihr Geschirr im Fluss spuelen. Lebensraum, Wasserstrasse, Fischgrund (auch fuer die besten Restaurants des Landes), Muellkippe, Badezimmer, Kinderstube, Nahrungsquelle, der Tonle-Sap. Ein See von ueber 300 x 50 km Groesse. Eine der Lebensadern des Landes. Erschreckend.

So, dass wars fuer heute. Ich hoffe das es Anja morgen wieder besser geht und wir in den Norden Thailands zu einer Motorradtour aufbrechen koennen.

Gruesse aus Angkor what?




L.H. Preußer
Siem Reap/Angkor,
02.12.2001 20:52

 

 

Wer Reschtschreipfeler findet darf sie behalten.



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