So, jetzt habe ich lange nichts mehr von mir hoehren lassen, aber China bietet einfach nicht die Moeglichkeiten immer und ueberall eine E-Mail zu schreiben. Entweder ging mein Postfach nicht, oder die Benutzung des Hotelcomputers kostetet 6-10,- Euro/h oder ich war zu krank oder zu betrunken um am Abend noch etwas Gescheites zu Papier zu bringen. mittlererweile bin ich wieder in Deutschland, bin wieder gesund und sitze wieder an meinem heimischen PC. Trotzdem will ich euch meine weiteren Erlebnisse, Abenteuer waren es nicht wirklich, nicht vorenthalten.
Nach dem Abend mit Kenneth und seinen Mitarbeiterinnen, Im Nachhinein betrachtet war eine von Ihnen die huebscheste Frau die ich bisher in Asien gesehen habe, ging es den naechsten Tag ums geschaeftliche. Kenneth holt mich um 9:00 Uhr mit einem Fahrer ab und wir fahren ins Buero, mitten in Kowloon. Altes Fabrikviertel, heruntergekommene Fabrikhochhaeuser aber sicherlich suendhaft teuer in dieser Lage. Es geht mit einem alten Lastenaufzug in den 13. Stock, ungewoehnlich fuer China, da hier auf den 12. meist der 14. oder 15. Stock folgt. Aberglaube. Im Besprechungszimmer baue ich meine Anlage auf und zeige einer Heerschar von Schnittmachern meine Software, smart.pattern und 3D. Danach werde ich mit einerUnmenge von Fragen zu unserem CAD-System ueberschuettet, die ich mit dem Hinweis darauf, dass dies nicht mein Spezialgebiet ist, beantworte. Die Demo laeuft phantastisch, ich kann alles beantworten und die Tatsache das ich manches nach kurzem ausprobieren zeigen kann obwohl ich die Funktion noch nie verwendet habe, zeigt dem Kunden dass unser System offensichtlich leicht und gut zu handhaben ist.
Nach 3,5 Stunden bin ich fertig und es gibt noch einen kleinen Snack, bevor
wir aufbrechen um die Demo noch einmal in einer der Fabriken in Shenzen (China-Mainland)
zu zeigen. Zu meiner Ueberraschung erwartet mich ein neuer Mercedes S-Klasse,
der mich nach Shenzen fahren soll. Ich verstaue mein Gepaeck und es geht wieder
zurueck nach China. Der noble Transport kommt mir sehr gelegen, da ich somit
mit weniger Kontrollen an der Grenze rechne. Bei meiner Einreise nach Hongkong
hatte sich nämlich ein Problem mit meinem Computer ergeben. Den Rechner
habe ich aus Deutschland mit einem Carnet ausgefuehrt und muss dieses Papier
seither an Jeder Grenze Stempeln lassen, bis ich das Geraet wieder in Deutschland
einfuehre. Leider habe ich erst in Hongkong erfahren, das die Anzahl der Ein-
und Ausfuhren auf 4 begrenzt ist. Das heißt Deutschland Ausfuhr, China
Einfuhr, China Ausfuhr und Deutschland Einfuhr. Bei meinem Flug von Shanghai
nach Hongkong hatte ich aber schon den 3. von 4 Durchschlaegen verbraucht,
sodass der Zoll in Hongkong nur noch das abschließende Formular fuer
die geplante Einfuhr nach Deutschland vorfand. Nach einiger Diskussion mit
dem Zoellner hat dieser dann entschieden das ich fuer die Einfuhr eines Computers
nach Hongkong kein Carnet benoetige. Das war eine sehr weise Entscheidung,
da ich somit nach Hongkong einreisen konnte ohne ihm weiter auf den Wecker
zu gehen, aber das Problem der Ausfuhr lag jetzt natuerlich bei mir. Ich habe
entschieden das Carnet in meinem Gepaeck zu verstecken und mich im Ernstfall
an der Grenze auf die chinesische Art dumm zu stellen und zu sagen, das ich
diesen Computer doch schon wiederholt ohne Probleme ein und ausgefuehrt haette.
Dank der S-Klasse und des Chauffeurs kam es aber gar nicht so weit, da ich
an der Grenze ganz gediegen in meinem Ledersitz sitzen bleiben konnte und
der Chauffeur die Formalitaeten fuer mich erledigt hat. Damit war der Computer
wieder in China und bei meiner endgueltigen Abreise muss ich nur noch darauf
achten, dass das Carnet fuer die Ausreise bereits gestempelt ist. Die Demo
in Shenzen war weniger aufregend wie in Hongkong, es war Freitagnachmittag
und die Zuschauer wollten offensichtlich nur noch ins Wochenende. Keine Fragen,
kurze Demo, alle sind zufrieden. Die Entscheider sitzen in Hongkong und dort
war es schliesslich sehr gut gelaufen. Nach der Demo war vereinbart das ich
nach DongGuan etwa 1,5h mit dem Auto entfernt gebracht werde, da aber Thomas
auch einen Termin in Shenzen hatte wollte ich den Fahrer bewegen Ihn und einen
neuen Kollegen unterwegs einzusammeln und uns alle nach Shenzen zu fahren.
Alles schien soweit klar zu sein und wir fahren los um die anderen abzuholen.
Ich hatte keine Ahnung das Shenzen auch wieder eine sehr große statt
ist und wir fahren fast 45 min bis wir Thomas an einem Treffpunkt finden den
der neue Kollege mit meinem Fahrer ausgemacht hat. Wir treffen die beiden,
was ich aber nicht mitbekommen hatte ist, das der Fahrer jetzt entschieden
hatte das ich hier aussteige und wir dann zusehen wie wir zu Dritt nach Shenzen
kommen. So stehen wir ploetzlich mitten im Industriegebiet einer chinesischen
Grosstadt am Straßenrand und bohren in der Nase. Gott sei dank haben
wir einen Chinesen dabei, ich nenne Ihn mal Mr. Li, da ich seinen Namen nicht
mehr weiß, er hatte keinen westlichen Spitznamen. Wir entscheiden uns
ein Taxi zu nehmen um nach DongGuan zu fahren und Mr. Li treibt auch recht
schnell einen Fahrer auf. Der Preis wird verhandelt und es gibt noch einige
Diskussionen da das Hotel von Thomas und mir offenbar recht weit von dem des
Mr. Li entfernt ist. Irgendwann geht es los. Wir fahren einige Zeit durch
Shenzen, einen Grossteil der strecke war ich schon auf dem Hinweg gefahren,
als unser Fahrer ploetzlich mitten auf der Stadtautobahn anhaelt. Aus dem
Gebuesch schlendert ein Mann auf unser Taxi zu, unser Fahrer steigt aus und
der hinzukommende uebernimmt das Steuer. Er faehrt weiter, Thomas und ich
schauen uns fragend an und wir erfahren dann das er offenbar den Weg kennt,
der Andere nicht. Nach einiger Zeit im Stau auf der Autobahn, diskutiert der
neue Fahrer mit Mr. Li, verlaesst daraufhin an einer Ausfahrt die Autobahn
und faehrt in die Gegenrichtung. Ich erfahre, das wir jetzt doch besser mit
dem Zug nach DongGuan fahren. Ich fahre jetzt zum 3. Mal die Strecke, da der
Bahnhof in der naehe des Punktes liegt wo ich urspruenglich die 2 Anderen
aufsammeln wollte. Es ist schon lange Dunkel und ich irre seit gut 3 Stunden
durch Shenzen, als wir schliesslich am Bahnhof ankommen. Ich bin jetzt einigermaßen
genervt und die Tatsache, das der Taxifahrer nicht vor den Bahnhof fahren
darf sondern uns einige hundert Meter davor absetzen muss, hebt meine Stimmung
nicht wirklich. Als wir aussteigen und unser Gepaeck ausgeladen habe stuermt
sofort eine Horde von Gepaecktraegen auf uns zu die bei meinem Computerkoffer
und meinen neuen Koffer aus Hongkong das grosse Geschaeft wittern. Der Transport
soll mich 2,- Euro kosten und ich biete 0,50 Euro. Das scheint Ihnen zu wenig
aber sie wollen mir unbedingt das Gepaeck abnehmen. Als sich keiner auf meinen
Preis einlaesst, nehme ich den Traegern wieder meine Sachen ab und schleppe
sie selbst. Die Chinesen koennen es nicht fassen, aber ich bin so voll Adrenalin,
das ich unbeirrt und im Stechschritt mein Gepaeck davontrage. Sie folgen uns
noch eine weile, da sie aber nicht auf meinen Preis eingehen wollen, sehen
sie bald ein das es keinen Zweck hat. Nach einigen hundert Metern kommt der
naechste und ich weiß nicht mehr ob er billiger war, aber Thomas hat
mich schliesslich ueberzeugt das er mein Gepaeck tragen soll. Mr. Li besorgt
die Zugtickets und wir nehmen in der streng bewachten Wartehalle Platz, nachdem
unser Gepaeck durchleutet wurde. Am Kiosk holen wir uns 3 Fertigsuppen und
je ein Bier, irgendwo gibt es Heißwasser und gegen 21:00 Essen wir im
Bahnhof von Shenzen zu Abend. Kurz darauf kommt der Zug und nach eine Stunde
sind wir in DongGuan, oder besser im Vorort ShiLong, wo wir nach kurzer Fahrt
unser Hotel erreichen. Mr. Li sucht sich ein Hotel in der Naehe, wir koennen
ihn nach dieser Rundreise durch China nicht mehr in sein ueber eine Stunde
entferntes Hotel schicken, da es bereits 22:30 ist. Wir nehmen noch einen
Snack in der Hotelbar und ein oder drei Drinks bevor wir in die Betten unserer
5 Sterne Zimmer fallen. Dieses Hotel war sicherlich das Beste das ich waehrend
meines Aufenthaltes in China hatte. Am naechsten Tag fahren wir in unser hiesiges
Office um die Rechner fuer die Messe einzurichten. Leider dauert das Ganze
etwas laenger als wir erwartet haetten, da sich die Trainerin die auf der
Messe die Demos geben soll etwas zaeh anstellt. Als nach einigen Stunden die
Rechner fertig sind verbleibt nur noch wenig Zeit um einige Macros zu uebersetzen,
was eigentlich mein Hauptanliegen an diesem Tag sein sollte. Die Uebersetzerin
hat zu wenig Ahnung um die richtigen Worte in Chinesisch zu finden und Thomas
ist damit beschaeftigt der Trainerin zu erklaeren wie man ein System installiert.
Also sitze ich mal wieder herum, checke meine ohnehin schon gecheckten Demodaten
und warte. Abends um 20:00 brechen wir ab und gehen essen, in der Hoffnung,
das es am naechsten Tag besser laeuft. Die Hoffnung stirbt zuletzt und so
beginnt der naechste Tag so, wie der erste geendet hat. Nachdem das erste
System jetzt fertig ist wollen wir auf meinem Rechner ein chinesisches Windows
installieren damit dort gegebenenfalls eine zweite Trainerin arbeiten kann,
falls ich das System nicht benoetige. Wir Raeumen eine meiner Festplatten
leer, WindowsXP-CD rein und ..... nichts geht. Die CD hat einen defekt. Jenny
hatte die CD aber kopiert, also Kopie rein und installieren. Dumm gelaufen,
den Defekt hat sie wohl mitkopiert. Wir gehen los und suchen den oertlichen
Software Dealer. Auf dem Weg durch den hiesigen Gemuesegrossmarkt kommen wir
an einem Stand auf der Strasse vorbei der hinesische Potenz- und Heilmittel
verkauft. Baerenpranken, verschieden Hoerner und Geweihe und einen gehaeutete
und getrockneten Tierpenis samt Hoden und Samenstraengen. Der Verkaeufer klinkt
schier aus als ich meine Kamera hebe, da seine Ware offenbar dem Artenschutzgesetz
unterliegt. Ich Knipse trotzdem und unsere Uebersetzerin fragt warum ich den
Verkaufter nicht respektiere, wenn er nicht will dass ich Bilder mache. Ich
erklaere Ihr, das all diese Waren sicherlich illegal verkauft werden und so
wie sie aussahen, das Resultat von Tierquälerei und Respektlosigkeit
gegenüber dem Leben der Tiere seien. Ich halte es nicht fuer notwendig
einen Menschen zu respektieren der nicht einmal die Rechte von Tieren respektiert.
Meine Ansichten erstaunen, scheinen Ihr aber plausibel. Danach fuehrt uns
unser Weg durch einen Park voller Chinesen, die hier ihren Sonntag verbringen.
Sofort stuerzen sich einige Schuhputzer auf uns. Die Schuhe haben es wirklich
noetig und so sitzen Thomas und ich eintraechtig nebeneinander auf einer Mauer
und lassen uns fuer 10 Cent pro Schuh die Schuhe putzen. In Windeseile sind
wir die Attraktion des Tages und um uns herum sammeln sich 50-100 Zuschauer
die sich koestlich ueber uns amuesieren. Wir bezahlen und gehen zum Softwareladen.
Hier gibt es alles. WindowsXP, Maya, 3dMax, Macromedia Studio MX, Poser, ACDSee,
MSOffice, diverse Spiele, und und und. Ich kaufe mir das eine oder andere
Softwarepaket, sowie XP auf englisch und chinesisch, pro CD 0,80 Euro. In
China kann es der normale Anwender nicht verstehen wieso er sich legale Software
kaufen sollte, wo er doch alles im Laden auch illegal bekommen kann. Ich vermute
sogar, das man grosse Probleme haben wird ein legales Windows-Produkt zu finden
wenn man es legal erwerben wollte.
Danach geht es zurueck ins Office und wir installieren meinen Rechner. Als
wir damit fertig sind ist es bereits wieder frueher Nachmittag und ich habe
immer noch nicht die Moeglichkeit gehabt einige Macros zu uebersetzen. Damit
fangen wir jetzt aber an. Gemeinsam mit der Trainerin und der Uebersetzerin
gehe ich die Macros durch um Ihnen zu zeigen was uebersetzt werden soll, etwa
20 Macros, dann geht es los. Es dauert ewig bis sich die 2 die richtigen Worte
ueberlegt haben, da die eine keine Ahnung von der Bekleidungsbranche hat und
Ihr auch auf Chinesisch die richtigen Worte fehlen, die andere spricht dafuer
nur fragmentarisches Englisch. Nach einer knappen Stunde haben wir einige
wenige Zeilen geschafft und ich bin ziemlich genervt. Ploetzlich faengt die
Trainerin an mit mir zu diskutieren, das in China niemand so einen Schnitt
aufstellen wuerde, wie es mein Macro macht. Ich bewahre Ruhe und erklaere
Ihr, das ich dieses Vorgehen von Professor Zhang von der Bekleidungstechnischen
Fakultaet in Shanghai gelernt habe. Sie sagt dass die Art der Schnittaufstellung
falsch sei und wiederholt das kein Chinese jemals so arbeiten wuerde. Ich
erklaere wieder, das es das System eines chinesischen Professors ist, das
ich auch etwas von der Schnittkonstruktion verstehe und auch, wenn ich es
anders machen wuerde ist das Vorgehen im Ergebnis richtig. Sie will es mir
nicht Glauben und geht mir jetzt ziemlich auf den Keks. Als sie immer wieder
anfaengt zu diskutieren und wir bereits wieder eine halbe Stunde verloren
haben, platzt mir der Kragen. Ich zische sie an, das es mir scheißegal
ist was sie davon denkt, und das es ihr offensichtlich auch egal ist ob es
von einem Chinesen ist oder nicht. Es gibt hunderte von Vorgehen um einen
Schnitt zu erstellen und die Tatsache, dass sie dieses Vorgehen nicht kennt
oder versteht disqualifiziert sie aber nicht die Methodik, da die Arbeitsweise
inhaltlich richtig ist. Nach diesem Aufreger muss ich erst einmal an die frische
Luft und eine Rauchen. Ich gehe wortlos raus. Kurz darauf kommt Jenny und
bevor sie etwas sagen kann erklaere ich Ihr, das sie denken soll was sie will,
von mir aus ist die Methode des Professors falsch, und wir werden jetzt etwas
falsches uebersetzen. Ich haette keine Lust jetzt weiter mit Ihr darueber
zu diskutieren, wir hatten jetzt ein Hundertstel unserer Arbeit geschafft
und wenn sie nicht so funktioniert wie ich das will werden wir heute bestenfalls
2 Hundertstel schaffen. Sie zieht ab und scheint die Message verstanden zu
haben. Jetzt brauche ich noch eine Kippe und Thomas kommt. Er grinst, sagte
ich nicht das Jenny einem den letzten Nerv rauben kann? Er hatte Recht. Aber
als wir wieder zurueckkommen scheint sie zu funktionieren und wir werden nur
noch von der Sprachbarriere aufgehalten. Gegen 18:00 breche ich das Unternehmen
Uebersetzung ab, mit den zweien hat das Ganze wenig Sinn. Wir haben 3 oder
4 der 20 Macros geschafft, ich habe noch einige aeltere uebersetzte Macros
von Karin und das muss reichen. Wir gehen essen und muessen danach noch shoppen,
da ich immer noch keine Schuhe zu meinen Anzug habe und Crystal, die Uebersetzerin,
noch eine Jacke fuer die Messe braucht. Nachdem einkaufen fahren Thomas und
ich ins Hotel, mit dem Motoradtaxi, da es hier fast keine Autotaxis gibt.
Bei dieser Gelegenheit habe ich es der schon seit Tagen in mir brodelnden
Grippe ermoeglicht endlich vollends auszubrechen. Sie wird von jetzt an bis
zum Ende meines Aufenthalts in China in 3 1/2 Wochen mein staendiger Begleiter
sein. Wir nehmen noch 2 Drinks im Hotel und ich rege mich noch ein wenig ueber
China im Allgemeinen und im Besonderen auf. Am naechsten Morgen verpacken
wir die Messesysteme notduerftig, ich habe mir am Abend zuvor noch eine chinesische
Handkarre (3,- Euro) fuer meine Computerkiste gekauft, dann wird alles in
einen Minibus geladen und wir nehmen ein Taxi zur Messe. Wir fahren ueber
2 Stunden mit Tempo 70-80KM/H durch DongGuan, die Stadt scheint einfach kein
Ende zu nehmen. Schliesslich kommen wir im Hotel, direkt neben dem Messegelaende
an. Fuer mich ist angeblich kein Zimmer reserviert. Ich gebe dem Empfang eine
Kontaktadresse, wo sie anrufen sollen aber das will keiner so recht machen.
Es gibt kein Zimmer fuer mich, der Manager sei jetzt nicht zu erreichen, es
tut ihnen sehr leid. Ich bin uebellaunig, erkaeltet und meine Bonus fuer Chinesen
ist aufgebraucht. Ich mache die Rezeption zur Schnecke, das sei immerhin ein
4 Sterne Hotel an einem aufstrebenden Messplatz mit internationalem Anspruch,
wir haben hier im Hotel mindestens 10 Zimmer gebucht und im uebrigen moechte
ich mich von ihnen nicht wie von einem Provinzchinesen behandeln lassen. Ich
bin aggressiv und werde von mal zu mal lauter. Wenige Minuten spaeter habe
ich mein Zimmer. Ich gehe zum Messegelaende und treffe die Anderen, die in
einem Hotel in der Naehe untergebracht sind. Wir sind alle etwas in Eile da
der Chef unseres chinesischen Offices schon wiederholt angerufen hat, wo wir
den bleiben und das wir bis spaetestens 12:00 hier sein sollten. Wir schaffen
es bis 12:00, finden unseren Stand und stellen fest, das es der einzige Stand
in der Halle ist, der so aussieht als wuerde er nicht mehr bis morgen fertig.
Unser Messebauer ist am rotieren, der Cutter auf dem Stand ist das einzige
was funktioniert, der Rest sieht eher nach Abbruch wie nach Aufbau aus. Wir
werden auf 15:00 vertroestet und stehen uns die Beine in den Bauch. Dann werden
wir auf 17:00 vertroestet und um 19:00 schließen wir unsere Computer,
im uns immer noch umgebenden Chaos, an. In der folgenden Stunde versuchen
wir vergeblich unsere Rechner zu testen, was vom Messebauer immer wieder durch
spontanes abschalten des Stroms am Messestand und bespruehen der Traeger neben
uns mit Farbdosen sabotiert wird. Um 20:00 lassen wir alles stehen und liegen
und gehen Essen. Wird schon funktionieren, kommen wir morgen frueh halt eine
halbe Stunde frueher.
Der dritte Tag in Folge den ich als voellig unproduktiv bezeichnen wuerde.
Auf der Messe hat schliesslich alles, fuer chinesische Verhaeltnisse reibungslos
funktioniert. Die einzigen Highlights waren die abendlichen Besuche der Karaoke
Bars in unseren Hotels. Karaoke Bars sind eine Mischung aus Kinderdisco, Saufschuppen
und Bordell. Man kann sich am Eingang aus einer Horde huebscher Chinesinnen
seine Unterhalterin/nen fuer den Abend aussuchen und sich mit Ihnen im Separee
Vergnuegen, man kann sich aber auch in den Hauptbereich der Bar setzen und
dort um den naechsten Trink wuerfeln oder man Stellt sich seine Lieblingssongs
zusammen und besingt seine Freunde in aller Ernsthaftigkeit. Wir sind mit
unseren Demodamen in die Bar gegangen, habe ein paar Bier bestellt und Thomas
hat mir das chinesische Wuerfelspiel beigebracht, bei dem es darum geht das
der Verlierer jeder Runde sein Glas leeren muss. Wodurch er binnen kurzer
Zeit schlechter beim wuerfeln ist und somit sich alle tierisch die Kante geben.
Crystal hat sich schliesslich ein Herz gefasst und fuer uns chinesische Popsongs
gesungen. Hut ab, nicht nur das sich jemand traut sich mitten in den Laden
zu stellen und loszusingen, sie hat das derart gut gemacht das wir wirklich
geplaettet waren.
Am naechsten Abend gab es erst ein sehr leckeres Companydinner mit allen die auf der Messe mitgearbeitet habe und mit einigen Flaschen 1992 GreatWall. Danach sind Thomas und ich mit 2 Verkaeufern wieder in eine KaraokeBar. Als die treuen Jungs die wir sind haben wir uns wieder fuer das Wuerfeln in der Bar entschieden, diese Bar war allerdings wesentlich groesser, hatte in der Mitte einen riesigen Laufsteg, auf der staendig die Maedels die keiner am Eingang mitgenommen hatte defilierten, tanzten oder sangen und von einem singenden Moderator angepriesen wurden. Die KaraokeBars scheinen der Grund zu sein wieso man tagsueber keine huebschen Chinesinen sieht, die Maedels scheinen alle hier zu arbeiten. Vor dem Laufsteg gab es eine umlaufende Bar mit so genannten BeerGirls, die dafuer sorgten das man immer mit Getraenken versorgt war und die so abgezockt beim Wuerfeln waren das sie uns alle 4 sauber abgefuellt haben. Ich erinnere mich schwach daran zu fortgeschrittener Stunde mit Thomas und einigen Chinesen auf dem Laufsteg Pogo getanzt zu haben. Kann passieren, Thomas und die 2 Verkaufer hatten auf den guten Rotwein immerhin noch 30 Flaschen Bier geschuettet und ich habe mir 7 Tequilla Sunrise reingewuerfelt. War ein netter Abend und nach der 1,5 Promille Grenze habe ich mich mit Mr. Jus, einem der Verkaeufer prima unterhalten obwohl er nur chinesisch sprach. Am naechsten Tag ging es fuer mich, meinen Chef und Karin nach Hongkong, mit dem Hotelbus. Leider konnte ich mich von den Chinesischen Verkaeufern nicht mehr verabschieden, da sie sich die Getraenke der Vorabends noch einmal durch den Kopf haben gehen lassen und am naechsten Morgen nicht auf der Messe aufgetaucht sind.
Thomas nimmt meinen Rechner mit zu einen Kunden im Sueden, da ich Ihn nicht
schon wieder ein- und ausfuehren moechte wenn ich am Wochenende in Hongkong
bin. Am Montag habe ich eine Demo bei zwei Kunden in Suedchina und nehme den
Rechner dort wieder in Empfang.
Um 10:00 geht der Bus, angeblich direkt nach Hongkong. Natuerlich geht er
nur bis an die Grenze, wo wir ausgeladen werden, jeder bekommt einen Aufkleber
auf die Jacke und der Busfahrer weißt uns auf besten chinesisch den
Weg Richtung Grenzposten. Wir erledigen die Ausreiseformalitaeten und auf
der anderen Seite der Grenze ist der Busfahrer weg. Wir fragen uns durch bis
wir irgendwann erfahren das wir anhand der Aufkleber wieder eingesammelt werden
und dann weiterfahren nach Hongkong City. Irgendwann werden wir tatsaechlich
zu einem Bus gefuehrt der uns durch die neutrale Zone zum Grenzposten von
Hongkong faehrt. Hier erledigen wir die Einreiseformalitaeten und fragen uns
zu unseren naechsten Bus durch. Um 13:30 sind wir in Hongkong und habe gerade
noch Zeit um uns bei TGI Fridays mit einem Clubsandwich fuer den naechsten
Termin zu staerken. Wir schauen uns eine 3D Software an von einer Firma die
mit uns zusammenarbeiten moechte, danach fliegen TH und Karin nach Shanghai
und ich suche mein Hotel um mich mit Hans unserem Verkaufsleiter zu treffen,
mit dem ich nach dem Wochenende einige Kunden besuchen moechte. Wir verabreden
uns fuer den Abend, da ich mir noch eine Digitalkamera kaufen moechte, die
erste ist mir 3 Tage nach dem Kauf auf der Messe in DongGuan geklaut worden,
als ich sie 30 Sekunden aus den Augen gelassen habe.
Um 19:00 treffe ich mich mit Hans im Hotel. Er hat eine Karte fuer Norah Jones
live in Hongkong und ich begleite Ihn mit dem grenzenlosen Optimismus das
es hier sicherlich einen Schwarzmarkt fuer Tickets gibt, wo ich auch noch
zu einer Karte kommen kann. Als wir am Messe- und Veranstaltungsgelaende ankommen
wird gleich klar, dass es hier sicherlich keinen Schwarzmarkt gibt. 70% Europaeer
und Amerikaner, Asiaten nur aus der UpperClass und alle sehen aus als gingen
sie in die Oper oder kommen gerade aus dem Buero. Der Ticketschalter hat keine
Karten mehr und man macht uns wenig Hoffnung darauf das die eine oder andere
Karte vielleicht nicht abgeholt wird. Also sprechen wir ohne Erfolg ein paar
Leute an, die uns aber auch nicht weiterhelfen koennen. Ich will gerade aufgeben,
da zeigt eine Dame die wir zuvor gefragt hatten auf uns, waehrend sie sich
mit 3 Englaendern unterhaelt. Einer der Englaender kommt zu uns und bietet
uns eine Karte an, da von Ihrer vierer Gruppe einer nicht gekommen ist. Was
ein Glueck, natuerlich nehme ich die Karte, er verkauft sie sogar zum Originalpreis
und so sitze ich sehr weit vorne, neben der Buehne. Besser haette es kaum
kommen koennen. Die Halle ist riesig, so riesig das Norah Jones beim Blick
von der Buehne erst einmal die Worte fehlen, bis sie dann sagt oh fuck thats
hugh. Ich schaetze das es an die 10.000 Sitzplaetze in freier Bestuhlung waren.
Das Konzert war eine Wucht. Sie hat fuer mich eine der besten Stimmen seit
vielen Jahren und klingt Live genauso ueberzeugend wie auf Ihren Platten.
Außerdem hat sie es geschafft das ich ein echter Country Fan geworden
bin. Die Stimmung war so wie die Damen und Herren es am Eingang erwarten ließen,
doch eher gesetzt und distinguiert. Danach haben wir noch einen Happen gegessen,
dann musste ich ins Bett, da meine Erkaeltung sich langsam zu einer handfesten
Kombination aus SARS und Huehnergrippe entwickelte. Am naechsten Tag habe
ich Thomas Vortraegen nachgegeben und mich ueberzeugen lassen das man in China
ein Handy braucht, was ich mir dann auch in Hongkong gekauft habe. Ich hasse
Handys. Danach habe ich mich mit einem Bekannten von Anja in einer Bikerbar
getroffen, habe aber nach einiger Zeit solche Hitzewallungen und Fieberschuebe
bekommen das ich weg musste und mich um 20:00 voellig erschoepft ins Bett
gelegt habe. Den naechsten Tag habe ich dann wie in Trance erlebt. Ich hatte
zwar das Gefuehl unbedingt etwas von der Stadt sehen zu mussen bin aber recht
unmotiviert herumgelaufen. Mit der Faehre von Kowloon nach Hongkong, dort
durch die Antiquitaeten-Strasse, Hollywood Road, bis zu einem Tempel, kurzer
Blick in den Tempel, noch ueber einen Markt und dann wieder ins Hotel, das
war nicht mein Tag. Ich glaube ich bin wieder frueh ins Bett, habe mich bescheiden
gefuehlt. Da bist du in Hongkong, es ist saukalt und du bist krank.
So, das reicht fuer heute. No.5 wird aber weniger lange auf sich warten lassen
wie No.4 - versprochen.
Gruesse aus Muenchen (1 Mio. Einwohner, jeder kennt es)
L.H. Preußer
Muenchen,
05.04.2005 23:35
Wer Reschtschreipfeler findet darf sie behalten.
Hier noch die fehlenden Kommas,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,